Genießt das Einfamilienhaus bald Seltenheitswert?
Düsseldorf, 24.07.2024. Genießt das klassische Einfamilienhaus bald Seltenheitswert? Kann gut sein, wenn es nach den Researchern der Deutschen Bank (DB Research) geht. Ursache dafür seien unter anderem steigende Preise sowie Klima- und Flächenschutzauflagen.
In Deutschland gibt es laut Zensus 2022 rund 16,3 Mio. Eigenheime. Doch es werden immer weniger neu gebaut, sodass der Abriss von maroden Altbauten nicht auszugleichen ist. Seine Boomphase hatte der Eigenheimbau bis Mitte der 1990er Jahre - jährlich wurden bis zu 250.000 Eigenheime errichtet. Es folgte der Einbruch: 2009 wurden nur noch 84.000 Einheiten fertiggestellt. Trotz erneuten Baubooms bis 2022 wurden nie mehr als 110.000 Eigenheime jährlich fertiggestellt. 2022 und 2023 führten hohe Baukosten, gestiegene Zinsen sowie das "Heizungsgesetz" zu einem weiteren Rückgang mit deutlich weniger als 100.000 fertiggestellten Einheiten pro Jahr. Gleichzeitig brachen die Baugenehmigungszahlen für Eigenheime um bis zu 60 % dramatisch ein. Das soll sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.
Ein weiterer Grund: Das Einfamilienhaus ist in Städten - wo die meisten Arbeitsplätze zu finden sind - für viele Familien unerschwinglich. Daher werden dort vermehrt Mehrfamilienhäuser gebaut. Nicht zuletzt, weil „umweltfreundlicheres“ Bauen das Ziel ist. So verbrauchen Eigenheime mehr Fläche als Mehrfamilienhäuser. Und auch in Sachen Klimabilanz schneidet das "Häusle" schlechter ab: Laut DB Research verbrauchen Wohnungen in großen Mehrfamilienhäusern durchschnittlich rund 10.000 kWh im Jahr an Wärme und produzieren dabei rund zwei Tonnen CO2. Einfamilienhäuser wiesen in Relation die 2,5-fachen Werte auf.
DB Research spricht aber selbst von einer „Überzeichnung“. Denn: Die meisten Menschen leben in kleinen Gemeinden mit hohem Eigenheimanteil. Und hier wird aufgrund ausreichenden Platzes und niedrigeren Baukosten auch weiterhin gebaut. Daher würden die bundesweiten Baugenehmigungen über die kommenden Jahre voraussichtlich zwar strukturell abnehmen, „langfristig aber gegen einen Sockel von möglicherweise 20.000 bis 40.000 Eigenheimen pro Jahr tendieren“ - so DB Research.